Tagebuch - Woche 12   Norwegen2001   
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Woche 12 (16.07. - 22.07.) | Åndalsnes - Aven
   

top 16.07.2001 | Tag 078 | Åndalsnes - Korsmyra

[80,46 km | 1634 hm | 13,5 km/h | 5:55:16 | 10°-18° | 875 hm | 8664 km]

Bei solch einer Tagesetappe vor Augen lasse ich mich auch vom Regen nicht bremsen und fahre schon voller Erwartung bis Åndalsnes. Draußen auf dem Fjord liegt ein Kreuzfahrtschiff, was aber für die Bewohner hier wohl nicht so was besonderes sein wird. Im REMA 1000 kaufe ich noch ein paar Sachen ein bevor es endlich los in die Berge geht.

Das Isterdalen vermittelt anfangs noch einen gemütlichen Eindruck und so geht es nur ganz gemächlich immer ein Stück aufwärts. Ein paar Kilometer geht das so, bis sich plötzlich wirklich vor einem eine Wand am Ende des Tales aufbaut so wie ich es schon im Reiseführer gelesen habe. Auf einmal steigt die Straße auch deutlich steiler an und ich bin endlich am Fuße des Trollstigens angekommen.

Dass es beim Aufstieg immer mal wieder ein bisschen regnet kann mich heute wirklich nicht stören. Ich fahre staunend die vielen Serpentinen hinauf und bin begeistert wie steil die Felswände neben der Straße nach oben und unten gehen. Von der Aussichtplattform bietet sich schließlich ein fantastischer Blick auf die Straße. Allerdings sind auf dem Trollstigen schon recht viele Leute unterwegs und besonders die großen Busse verursachen Staus in den Kurven.

Die Abfahrt zum Norddalsfjorden führt erstaunlicherweise durch Erdbeerplantagen und so sitzen am Fähranleger in Eidsdal auch einige Kinder und versuchen ihre Erdbeeren zu verkaufen. Ich mache dort meine Mittagspause, unterhalte mich sogar auf Englisch mit einem von ihnen und mache einen Deal dass ich seine Bremse am Fahrrad repariere wenn ich ein paar Erdbeeren bekomme. Die schmecken dann auch wirklich lecker.

Trollstigen

Trollstigen
   

top 17.07.2001 | Tag 079 | Korsmyra - Dønfoss

[79,65 km | 1141 hm | 14,7 km/h | 5:24:42 | 10°-24° | 1047 hm | 8743 km]

Nach dem Trollstigen steht heute gleich ein weiteres Highlight an. Von meinem Zeltplatz aus sehe ich zwar am Morgen rein gar nichts mehr vom Geirangerfjorden, aber nachdem ich am Aussichtspunkt des Ørneveien eine Weile stehen bleibe, bietet sich mir doch noch ein fantastischer Ausblick auf den Fjord und den Wasserfall der sieben Schwestern.

Die vielen Serpentinen runter nach Geiranger sind etwas gefährlich zu fahren weil die Straße noch sehr nass ist, aber dafür hat man einen tollen Blick auf den Fjord und so halte ich auch immer mal wieder an.

In Geiranger habe ich dann auch das erste Mal den Eindruck von einem richtigen Touristendorf mit Souvenirgeschäften, Cafés und überall Postkarten. Als erstes schaue ich in der Galerie bei Ola vorbei, dem ich schöne Grüße von Andreas, den ich auf der Rv.17 getroffen hatte, ausrichten soll. Wir unterhalten uns dann auch noch ein wenig, tauschen eMail-Adressen aus und wenn ich wieder mal nach Geiranger komme, kann ich problemlos bei ihm übernachten.

Nach den ersten 300 Höhenmetern aus dem Dorf hinauf mache ich bereits wieder Pause am Flydalsjuvet. Hier befindet sich der bekannte Felsvorsprung über Geiranger und man hat wirklich einen tollen Blick auf den Fjord. Ich esse ein paar Kekse, bin begeistert dass sich endlich mal wieder die Sonne zeigt und warte bis die Hurtigrute auftaucht.

Die Straße geht weiter bis auf über 1000 Meter, oben gibt es wieder Gletscher und ich biege auf die Rv.15 Richtung Lom ab.

Ørneveien

Flydalsjuvet
   

top 18.07.2001 | Tag 080 | Dønfoss - Sognefjell

[84,39 km | 1279 hm | 14,0 km/h | 6:00:15 | 11°-25° | 1434 hm | 8827 km]

Die Bilderbuchlandschaft setzt sich heute bereits am dritten Tag fort und das ganze noch mit schön warmem Sonnenwetter, worauf mir Ola gestern schon etwas Hoffnung für die nächsten Tage gemacht hat.

Dank etwas kühleren Temperaturen in der Nacht und am Morgen sind die Mücken vom Vorabend etwas lahm und machen mir beim Zeltabbauen keine Probleme. Bis Lom ist es nicht mehr weit aber da der einzigste Computer in der Touri-Info verschlossen ist, rätsele ich etwas über die Nachricht in der Zeitung dass Armstrong und Ullrich bei der Tour de France bereits 20 min Rückstand haben. Kann ich mir ja nicht so ganz erklären.

So wichtig ist das aber auch nicht und nach einem Besuch der Stabkirche und einer kleinen Stärkung mache ich mich auf den Weg zum Sognefjell, nordeuropas höchstem Straßenpass auf 1434 m. Im Bøverdalen kann ich dank starkem Rückenwind kräftig Tempo machen und betrachte aufmerksam die Landschaft und den Fluss mit seinem schon fast türkis grünem Wasser.

Hinter mir tauchen zwar auch schon wieder ein paar Wolken auf, aber insgesamt komme ich trocken bis zur Passhöhe die mir mit der Fjell-Landschaft unheimlich gut gefällt. So entschließe ich mich auch den Nachmittag oben auf dem Fjell zu verbringen und suche mir gleich einen Zeltplatz.

Den finde ich nach einer Weile auch, sogar etwas abgelegen von der Straße und nur über einen Schotterweg zu erreichen. Der starke Wind ist auch kein Problem, weil mir ein Fels Windschutz bietet.

Sognefjell

Sognefjell
   

top 19.07.2001 | Tag 081 | Sognefjell - Elvekrok

[112,78 km | 1038 hm | 17,0 km/h | 6:36:20 | 7°-23° | 1400 hm | 8939 km]

Am Morgen ist es bei kalten 7°C und starkem Wind nicht sonderlich einladend auf dem Sognefjell, was aber kein Problem darstellt da es für mich gleich bis zum Fjord 1400 Meter nur runter geht. Der Wind hat immerhin ganz klar den Vorteil das mein Zelt am Morgen seit langem mal wieder komplett trocken ist.

Die Abfahrt ist mit vielen Serpentinen nicht ohne, ich würde so etwas ja doch eigentlich lieber hoch fahren, aber unterwegs halte ich ein paar mal an und unterhalte mich das eine mal mit Dietmar der auch auf einem Manufaktur unterwegs ist. Er möchte heute über das Fjell was ich mir mit dem kalten Wind sehr unangenehm vorstelle.

Als ich wieder am Fjord bin tausche ich meine langen Klamotten schnell gegen kurze da es hier unten ganze 11 Grad wärmer ist als auf dem Fjell. Richtung Urnes biege ich von der Rv.55 ab und erlebe auf den kommenden Kilometern meine ersten unbeleuchteten Tunnel. Es sind insgesamt drei Stück, auf der Cappelen-Karte haben sie einen vergessen, und besonders beim langen mit 900 m bekomme ich doch echt Angst und bin froh dass mir kein Auto entgegen kommt. Nach der Einfahrt sieht man mit einem normalen Fahrradlicht rein gar nichts mehr, weiß nicht so recht ob man eigentlich gerade auf die Tunnelwand zufährt oder nicht und braucht Ewigkeiten bis man wenigstens erahnen kann wie weit die Wand von einem entfernt ist.

Nach der unschönen Tunnel-Erfahrung lohnt sich dann wenigstens der Besuch der Stabkirche in Urnes auf jeden Fall. Die ist echt schön, liegt mehr als 100 Meter über dem Fjord und ist wirklich sehr gut erhalten. Von Ornes setze ich später mit der Fähre über und radle am Abend noch bis zum Campingplatz am Nigardsbreen.

Urnes

Elvekrok
   

top 20.07.2001 | Tag 082 | Elvekrok - Sæbø

[85,49 km | 598 hm | 17,8 km/h | 4:47:43 | 15°-28° | 317 hm | 9024 km]

Da ich mein Zelt erst noch auf dem Campingplatz stehen lasse, komme ich mal dazu ein paar Kilometer ohne Gepäck zu fahren. Am Anfang gar nicht leicht und natürlich ein völlig fremdes Gefühl. Die Hilfsstraße zum Gletscherparkplatz hinter kostet für motorisierte Fahrzeuge Maut, von denen so früh noch gar keine unterwegs sind.

Auf das Boot zu warten habe ich keine Lust und so wandere ich auf der rechten Seeseite Richtung Gletscher obwohl am Anfang ein Schild steht dass die Brücke über den Gletscherbach kaputt ist. Ich versuche trotzdem mein Glück und komme nach etwas Klettern tatsächlich bis direkt zum Gletschertor.

Der Anblick ist faszinierend, ich bin immer noch ganz alleine am Gletscher weil das Boot noch nicht gefahren ist und direkt am Eis geht auch ein leicht kühler Wind. Sonst scheint aber immerhin die Sonne und ich bin richtig zufrieden dazusitzen und die Natur zu betrachten.

Später baue ich dann mein Zelt ab und fahre den Weg zurück nach Gaupne wo die Bücherei leider auch nicht offen hat. Dafür schätze ich aber auf dem Fährplan ab welche Fähre ich noch erreichen könnte und fahre los Richtung Kaupanger.

Mit der angepeilten Fähre klappt dann auch alles und ich fahre endlich über den Sognefjorden, von dem mir meine Erdkundelehrerin in der Unterstufe schon erzählt hat. Der Zeltplatz direkt am Fjord ist dann sehr interessant weil es sehr still ist und man immer wieder Tiere in der Umgebung hört. Im vermute sogar Delphine im Wasser oder irgendwas ähnliches, kenn mich da aber nicht so aus.

Nigardsbreen

Nigardsbreen
   

top 21.07.2001 | Tag 083 | Sæbø - Myrkdalsvatn

[75,96 km | 1911 hm | 12,0 km/h | 6:17:49 | 11°-18° | 1306 hm | 9099 km]

'Norway in a nutshell' - unter diesem Motto ist wohl ein Teil meiner heutigen Strecke weltbekannt und ich muss schon sagen dass die Landschaft hier wirklich absolut beeindruckend ist.

Am Morgen klettere ich aber ersteinmal 1300 Höhenmeter am Stück über den Snøvegen und bin erstaunt wie gut man nach einer Weile einfach den Berg hochfahren kann. Die Steigung ist unten extremer und bis kurz vor die Passhöhe bleibe ich sogar ohne Regen.

Auf der Abfahrt nach Aurland gibt es dann geniale Ausblicke auf die Bergwelt und von einem Aussichtpunkt auch einen tollen Blick in den Auerlandsfjorden. Schade ist dass kurz darauf so ein heftiger Regen einsetzt dass ich stehen bleibe weil ich mit dem vielen Wasser auf der Straße gar nicht vernünftig bremsen könnte.

Ab Aurland mische ich mich unter die vielen asiatischen Touristen, die gerade von der Flåm-Bahn kommen und jetzt mit dem Ausflugsschiff nach Gudvangen wollen. So richtig begeistern kann ich mich bei dem Wetter nicht ganz für die Fjordwände, aber insgesamt ist die Landschaft schon beeindruckend, wie ich auf den Kilometern hinter Gudvangen immer wieder feststelle.

Zum Abschluss des Tages nehme ich mir noch die Stahlheimskleiva vor, doch als ich um die Ecke biege und die Busse in heftiger Schräglage am Berg hängen sehe kommen doch ein paar Zweifel auf ob ich da jetzt hoch muss. Trotzdem will ich da aber natürlich hoch und stelle 250 Höhenmeter weiter oben fest dass das garantiert das steilste war was ich bisher je gefahren bin. Hart an der Grenze und nach dem anstrengenden Tag musste ich auch dreimal anhalten.

Snøvegen

Snøvegen
   

top 22.07.2001 | Tag 084 | Myrkdalsvatn - Aven

[154,64 km | 1721 hm | 15,4 km/h | 10:11:00 | 11°-18° | 986 hm | 9253 km]

Von den vielen Kilometern mal abgesehen leider kein besonders schöner und erfolgreicher Tag, was insbesondere vom vielen Regen aber auch dadurch verursacht wird dass mir kurze Zeit nach dem Start endgültig mein Tretlager kaputt geht.

Beim Aufstieg zum Vikafjell gibt es plötzlich ein lautes Krachen, die Kurbeln drehen sich darauf hin merklich schwerer und auf den nächsten Kilometern begleitet mich ein sehr unangenehmes Mahlgeräusch aus dem Tretlager. Es ist die erste Fahrradpanne nach mehr als 9000 Kilometer und ausgerechnet so etwas kann ich nicht selbst reparieren. Kann ich nur hoffen dass ich damit ohne große Probleme noch bis Bergen kommen werde.

Esebotn
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