Tagebuch - Woche 06   Norwegen2001   
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Woche 06 (04.06. - 10.06.) | Elvedal - Lakselv
   

top 04.06.2001 | Tag 036 | Elvedal - Alta

[98,41 km | 848 hm | 13,8 km/h | 7:06:53 | 8°-12° | 91 hm | 4280 km]

Bei Erreichen des Finnmark fylke werde ich mit kräftigem kalten Gegenwind empfangen, der mich auf der gesamten Länge des Langfjorden begleitet und nach einer Weile dazu führt dass ich sogar meine Brille wieder anziehe. Die Gedanken versuchen sich zu verlieren, aber da ich am heutigen Feiertag nur bis Alta kommen möchte, trete ich etwas langsamer vor mich hin.

In Alta habe ich leider die letzte Kurve vor der Stadt entschieden falsch im Kopf so dass ich keinen Zeltplatz finden kann weil die Straße weit über dem Fjord verläuft. Ich irre etwas verloren durch die Randbereiche von Alta und finde am Ende einen Platz auf einer Wiese der vom Fjordblick der letzten Tage nichts mehr übrig hat.

Alteidet
   

top 05.06.2001 | Tag 037 | Alta - Russenes

[119,28 km | 1044 hm | 15,9 km/h | 7:29:06 | 6°-20° | 425 hm | 4399 km]

Am Morgen werde ich von strahlender Sonne geweckt, die mich gleich in Hochstimmung versetzt und so braucht es auch nicht sonderlich lange bis alles zusammengepackt ist und ich mich auf den Weg zu den Felszeichnungen mache. Dank Sonne sogar in kurzer Hose und das am 70. Breitengrad!

Im Museum bin ich einer der ersten und kann so in Ruhe den Rundweg über die Felszeichnungen genießen. Kann man wirklich nur jedem empfehlen der durch Alta kommt und ich war jetzt ja auch schon das zweite Mal dort. Die Sonne ist herrlich warm wobei ich wegen dem Wind schon noch meine lange Jacke anhabe.

Auf dem Weg in die Stadt finde ich direkt die Bücherei und kann gleich an einen Computer. Einfach schön immer wieder eMails lesen zu können, das ganze noch kostenlos und eigentlich immer recht unkompliziert. Sonst erledige ich in Alta noch einen Einkauf für die nächsten zwei Tage, wobei ich vom Coop das erste mal in Norwegen doch schwer enttäuscht bin, weil ich kein 'Frokost-Müsli' finden kann was es sonst überall gibt.

Kurz vor eins verlasse ich endlich Alta und mache mich auf die letzten ca. 250 km bis zum Nordkapp. Der Weg führt mich das erste mal richtig in's Fjell über das Sennalandet und oben bin ich tief beeindruckt von der Kargheit der Landschaft. Kilometerlang gerade Straßen, keine Bäume und Sträucher mehr und auch sonst nur wenig Grasbewuchs mit vielen Schneeflecken zwischendrin.

Den letzten Abend vor dem Nordkapp verbringe ich wieder am Fjord und mache mir viele Gedanken wie ich da wohl ankommen werde.

Alta

Skaidi
   

top 06.06.2001 | Tag 038 | Russenes - Nordkapp

[135,85 km | 1473 hm | 14,7 km/h | 9:13:49 | 6°-19° | 311 hm | 4534 km]

Nach dem Entschluss vom gestrigen Tag das Nordkapp heute noch zu erreichen, mache ich mich früh auf den Weg und folge der nun einzigsten Straße nach Norden. Von viel Verkehr kann wie so oft keine Rede sein, ich bewundere ungestört die Landschaft und das Nordmeer.

Hinter Kåfjord bin ich dann doch erstaunt dass der Nordkapp-Tunnelen für Radfahrer nicht gesperrt ist, aber was sollen sie auch machen da es nach der Einstellung der Fähre die absolut einzigste Möglichkeit ist weiter zu kommen. Die halbe Stunde im Dunklen ist zwar nicht sonderlich angenehm, gerade bei der Vorstellung mehr als 200 m Wasser über sich zu haben, aber so wild ist es auch nicht da mich auf dem ganzen Stück vielleicht gerade einmal fünf Autos überholen.

In Honningsvåg gibt es einen großen Nordkapp-Einkauf und noch einen kurzen Abstecher in die Mini-Bücherei im ersten Stock. Nach dem Einkauf und ein paar eMails fühle ich mich innerlich nun soweit doch mal die letzten 30 Kilometer bis zum Ende in Angriff zu nehmen.

Das Gefühl auf dem letzten Stück ist irre, die anfänglichen Baustellen und die zwei kräftigen Anstiege auf je 300 m können mich da nicht rausbringen. Es geht ein ganz leichter Rückenwind, die Sonne scheint fahl durch Schleierwolken und meine Gedanken überschlagen sich beinahe.

Um Viertel nach acht bin ich endlich am Ziel. Am Nordkapp. Ende der Straße. Weiter geht's einfach nicht. Aus. Vorbei. Aber ich fühle mich prächtig! Der Moment ist irre, die Stimmung genial und ich dazuhin ganz alleine vorne am Globus.

Später macht ein Frankfurter das Bild von mir am Ziel, ich lerne Gaëtane und Benoît aus Belgien kennen, wir zelten und verbringen den Abend zusammen, um Mitternacht rufe ich meine Schwester an.

Nordkapp

Nordkapp
   

top 07.06.2001 | Tag 039 | Nordkapp

[0 km | 4534 km]

Im Laufe des heutigen Tages fange ich an zu begreifen wo ich gestern Abend angekommen bin und was ich damit eigentlich erreicht habe. Es ist das Gefühl der vollen Zufriedenheit, das sich ganz langsam breit macht und mich schlicht mit Glück erfüllt!

Nach dem Frühstück und einem kleinen Spaziergang vor zum Globus unterhalte ich mich noch etwas mit Gaëtane und Benoît, die ihr Zelt bereits abgebaut haben und heute vom Nordkapp aus zu ihrer sechsmonatigen Reise nach Gibraltar starten wollen. Einen Reisebericht schreiben sie jeden Abend direkt auf ihre Homepage [bike8000]. Bei unserer Verabschiedung reden wir über ein mögliches zweites Treffen auf den Lofoten, da sie in etwa die Hälfte meiner Tagesstrecke fahren wollen. Fände ich super wenn das klappen würde.

Nach ihrer Abfahrt verbringe ich einen wunderbaren Vormittag im T-Shirt vor meinem Zelt. Mir wurde schon viel über das Nordkapp erzählt, aber nicht dass man da auch einfach bei herrlich warmer Sonne und Windstille im T-Shirt vor dem Zelt sitzen und die Karte vor sich ausbreiten kann.

Meinem Fahrrad widme ich in dieser Zeit etwas Aufmerksamkeit und muss außer Kette nachspannen und Bremsklötze nachstellen rein gar nichts machen. Für bisher 4500 km eine tolle Leistung.

Nachmittags wandelt sich das Wetter völlig, es stürmt und regnet, ich bekomme etwas Angst um mein Zelt, doch gegen halb eins beruhigt es sich wieder und die Sonne zeigt sich zwischen den Wolken. Was für ein fantastischer Anblick!

Nordkapp

Nordkapp
   

top 08.06.2001 | Tag 040 | Nordkapp

[0 km | 4534 km]

Mein zweiter Tag ohne Radfahren, mein zweiter Tag am Nordkapp und ich bin hier einfach überglücklich! Es ist toll soviel Zeit und so viele schöne Momente hier zu verleben und ich bin froh mich dazu entschlossen zu haben, an diesem besonderen Ort meiner Reise zwei volle Tage zu verbringen.

Am Vormittag mache ich bei bestem Wetter eine Wanderung zur Hornvika-Bucht, die oben aber noch dick eingeschneit ist so dass ich den Abstieg über den Schnee nicht wagen möchte. Auf dem Rückweg wandere ich jede Ecke des Hochplateaus aus, so dass ich das Nordkapphorn und das Nordkapp selbst aus einer interessanten Perspektive sehe.

Den restlichen Tag vertreibe ich mir mit Briefe- und Postkarten-schreiben, einem Telefonat mit meinen Eltern, blättere im Souvenirshop ein paar Norwegen-Bildbände durch, schaue mir die Videoshow zweimal an, verfolge die Windgeschwindigkeiten am Monitor in der Halle und sehe immer wieder besorgt nach meinem Zelt, wo ich die Heringe schon mit dicken Steinen beschwert habe.

Um noch ein paar Worte zum Nordkapp als Reiseziel zu verlieren. Mir ist völlig egal was beispielsweise in meinem Rad-Reise-Führer oder im Marco-Polo Norwegen zu diesem Thema steht, ich finde es wunderschön hier und genieße jeden Moment den ich hier bin. Natürlich ist es zu den 'Stoßzeiten' unglaublich touristisch und ob man so ein Gebäude wie die Nordkapphalle an dieser Stelle braucht ist ebenfalls fragwürdig, aber wenn zum Beispiel vormittags keine Busse da sind und die Halle noch zu hat, dann ist das Nordkapp bei entsprechendem Wetter einfach ein traumhaft ruhiger Platz.

Hornvika-Bucht

Nordkapp
   

top 09.06.2001 | Tag 041 | Nordkapp - Stranda

[85,78 km | 957 hm | 12,8 km/h | 6:41:38 | 7°-24° | 313 hm | 4619 km]

Der Abschied vom Nordkapp fällt mir am Morgen sehr schwer. Erst habe ich das Gefühl beim Frühstück wird mir schlecht, dann raffe ich mich dazu auf meine Sachen zusammen zu packen und da ausgerechnet am heutigen Morgen ein heftiger Südwind geht, ist das Zeltabbauen auch nicht sonderlich einfach. Nach einem letzten Besuch des Globus mache ich mich wieder auf den Weg und muss gleich feststellen wie unangenehm der bei dem starken Wind ist.

Die 30 km bis zum Supermarkt in Honnigsvåg lege ich trotz dem Startpunkt auf 309 Höhenmeter mit einem Schnitt von 11,4 km/h zurück und bin danach ganz schön fertig. Nach dem ersten Tunnel gibt es aber bereits schon weniger Wind, ich wechsle meine Jacke um nachher im Tunnel nicht so sehr zu schwitzen und rase mit mehr als 70 Sachen in der Röhre nach unten.

Als ich wieder an's Tageslicht komme geht es mir viel besser, ich fange wieder an meine Reise zu genießen und trauere meinem Abschied vom Nordkapp nicht mehr so hinterher. Schließlich will ich noch viel von Norwegen sehen und erleben.

Meine Freude wird zwar gleich von einem heftigen Baustellenstück wieder gebremst, aber nach vier Kilometer im tiefen Schotter bin ich wieder auf festem Asphalt, stelle fest dass fast kein Wind mehr geht und begegne kurz darauf einem Schweden auf dem Rad. Das ist ein richtig klasse Erlebnis, wir bleiben lange stehen, unterhalten uns und er erzählt mir sogar von den Belgiern die er am Morgen noch getroffen hat. Kurz nach dieser Begegnung eine weitere mit einem Finnen und wenn das in den nächsten Wochen häufiger vorkommen würde, fände ich das schon klasse.

Nordkapp

Nordkapptunnelen
   

top 10.06.2001 | Tag 042 | Stranda - Lakselv

[122,65 km | 627 hm | 17,1 km/h | 7:07:57 | 9°-20° | 74 hm | 4741 km]

Auf dem heutigen Stück gibt es seit langem mal wieder Regen beim Radfahren und am Nachmittag sogar ein richtiges Gewitter. Weil es keine Ausweichmöglichkeit und auch nichts zum Unterstehen gibt fahre ich einfach voll durch, bekomme eine Menge Wasser ab, kann aber hinterher feststellen dass die GoreTex Sachen wirklich dicht sind. Kurz drauf scheint auch wieder etwas Sonne so dass alles wieder abtrocknen kann.

Vor Lakselv fahre ich am Stabbursdalen-Nationalpark vorbei, in dem sich der weltweit nördlichste Kiefernwald befindet. An einer Wanderung bin ich aber nicht wirklich interessiert und schlage mein Zelt auf dem Campingplatz in Lakselv auf.

Kåfjord
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