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110 dager i 16 uker.
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Woche 07 (11.06. - 17.06.) | Lakselv - Kaava
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11.06.2001 | Tag 043 | Lakselv - Lebesby
[148,29 km | 1343 hm | 16,0 km/h | 9:13:28 | 9°-23° | 180 hm | 4889 km]
Der erste Weg führt mich am Morgen in Lakselv gleich zur Bücherei wo ich wieder mal eine Stunde im Internet verbringe, eMails lesen und schreiben kann und auch der Homepage von Gaëtane und Benoît einen Besuch abstatte. Von ihrer und meiner Route könnte es schon gut klappen, dass wir uns auf den Lofoten noch mal treffen.
Gegen elf verlasse ich Lakselv und die E 6, die hier nach Süden abknickt. Ich mache mich auf den Weg in einsame Gegenden von Norwegen auf kleinen Straßen mit wenig Verkehr und noch weniger Siedlungen. Bis Børselv begleitet mich leider immer wieder der Regen, aber an der einzigsten Straßenkreuzung finde ich einen trockenen Platz für die Mittagspause unter dem Vordach eines Supermarktes.
Ich verfolge interessiert das Geschehen weil diese Kreuzung wohl so etwas wie der Lebensmittelpunkt für viele Menschen hier bedeutet. Die Kinder steigen in den Schulbus ein, die Tankstelle scheint auch die einzigste weit und breit zu sein und völlig verblüffend finde ich, dass die Norweger die Motoren ihrer Autos einfach laufen lassen während sie einkaufen gehen!
Als der Regen nachlässt stelle ich erstaunt fest dass sich plötzlich die Sonne zeigt und ein riesiges blaues Loch im Himmel aufreißt. Also fahre ich weiter und bis ich im Børselvfjellet bin, scheint tatsächlich komplett die Sonne ohne Wolken um sich herum. Die Landschaft hinterlässt wieder einen tiefen Eindruck bei mir und gegen Abend beschließe ich einen Zeltplatz mit freiem Blick nach Norden zu suchen. Dafür bin ich zwar am Abend noch lange unterwegs, aber mit der Sonne ist es in kurzer Hose schön warm und meinen Traumplatz am Fjord finde ich schließlich doch noch.
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12.06.2001 | Tag 044 | Lebesby - Mehamn
[122,69 km | 1412 hm | 15,0 km/h | 8:07:32 | 13°-25° | 344 hm | 5011 km]
Die Etappe auf die Nordkinn-Halbinsel führt mich heute durch eine noch wildere Landschaft, wo das Fjell auf etwa 300 Meter nur noch aus einer Eis- und Steinwüste besteht. Viel Vegetation gibt es nicht mehr, die Straße ist so schmal dass immer wieder Ausweichbuchten zum Vorbeifahren geteert sind und laut Schild darf man hier im Winter nur in einer Kolonne hinter dem Räumfahrzeug herfahren.
Nach einem ganzen Tag in dieser Kargheit wirkt es etwas unwirklich dass unten in Kjøllefjord viel Leben auf der Straße ist, die Kinder herumtollen und Rad fahren. Ich genieße die Atmosphäre und sehe beim Zurückfahren ein paar Kinder in einem See baden. Alle Achtung bei den Temperaturen.
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13.06.2001 | Tag 045 | Mehamn - Berlevåg
[60,14 km | 885 hm | 10,5 km/h | 5:41:45 | 9°-20° | 130 hm | 5071 km]
Wie schon eine Woche zuvor bleibt mir heute erneut das letzte Stück nach Norden, diesmal allerdings auf der Nordkinn-Halbinsel. Die Straße von Gamvik zum Leuchtturm in Slettnes ist das letzte Stück was man mit dem Auto nach Norden fahren kann. Ich radle die Schotterstraße zum Leuchtturm hinunter, setze mich dort auf die Stufen und vespere etwas.
Die Situation ist natürlich nicht vergleichbar mit dem Erreichen des Nordkapps, aber der Ausflug in den letzten Winkel hier oben ist sehr interessant. Mit der Frau im Kiosk in Gamvik unterhalte ich mich ein wenig und im Winter kann es dann bei 3 bis 4 Meter Schnee schon mal vorkommen dass die Straße nach Mehamn gesperrt ist und als einzigste Verbindung das Schiff bleibt.
Touristisch ist hier oben rein gar nichts los, große Parkplätze und Verkaufsläden sucht man erfreulicherweise vergebens und Wohnmobile sieht man vielleicht gerade mal drei Stück pro Tag. So gefällt mir der Vergleich mit meinem Nordkapp-Besuch von vor einer Woche außerordentlich gut, besonders auch deshalb weil die Landschaft der Nordkinn-Halbinsel unwahrscheinlich schön ist.
Die Landschaft auf dem Rückweg nach Mehamn sieht bei toller Beleuchtung richtig klasse aus und aufgrund des arktischen Klimas geht das Fjell hier direkt bis runter an's Meer. Ich scheine aber einen fantastischen warmen Sonnentag erwischt zu haben, der hier wohl eher selten anzutreffen ist.
Da mein Tretlager bereits schon wieder etwas Spiel aufweist, lege ich auf dem Rückweg noch eine kleine Pause ein, suche mir einen handgroßen Stein und klappe mein Taschenmesser auf. Ist zugegebenermaßen eine etwas ungewöhnliche Art das Tretlagerspiel einzustellen, aber ich bin erstaunt wie gut das ganze auch ohne Spezialwerkzeug machbar ist.
Bis zur Abfahrt der Hurtigrute am Abend fahre ich etwas herum, kaufe ausgiebig in einem von gerade mal zwei Supermärkten ein, bin etwas über die hohen Preise erschrocken und genieße während des Tagebuchschreibens den Postkartenblick auf Mehamn. Dabei kommen auch ein paar Kinder vorbei, setzen sich interessiert neben mich und ich kann ihnen leider wieder nur sagen, dass ich aus Tyskland bin.
Die Hurtigrute hat etwa eine halbe Stunde Verspätung und je länger ich auf sie warte, desto erstaunter bin ich wie viele Menschen zum Kai kommen. Nachher steigen nur ganz wenige ein und aus, aber es scheint mir so als ab die Hurtigrute das tägliche Ereignis schlechthin für die Bewohner und erst recht für die Kinder darstellt.
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14.06.2001 | Tag 046 | Berlevåg - Vesterelv
[156,64 km | 812 hm | 16,6 km/h | 9:23:25 | 7°-17° | 333 hm | 5227 km]
Den gestrigen Abend verbringe ich auf dem luxiorösen Schiff 'Nordnorge' und ich habe schon das Gefühl dass mich die anderen in meinen Radklamotten etwas komisch anschauen. Ich merke auch dass ich so richtig nicht in den Luxus passe, aber irgendwie ist es auf dem Schiff auch ganz schön und wenn man so an Slettnes Fyr auf dem Wasser vorbeifährt ist es auch ganz lustig.
Da Zeltplätze in dieser einsamen Gegend sehr einfach zu finden sind, ist mein Zelt auch schon aufgebaut bis die Nordnorge den Hafen von Berlevåg verlässt. Dazuhin gibt es noch Mitternachtssonne über dem Nordmeer, die nur vom starken und kalten Wind etwas gestört wird.
Am Morgen ist der Himmel leider wieder grau bedeckt und ich mache mich auf den Weg über das Kongsfjordfjellet nach Süden. Bei der Betrachtung der kleinen Siedlungen frage ich mich wirklich wie man hier wohl leben kann und womit die Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen.
Über das Fjell habe ich freundlicherweise Rückenwind, komme trocken über das Fjell und bin schwer erstaunt als ich mich bei der Abfahrt plötzlich zwischen grünen Bäumen wieder finde.
Kaum bin ich wieder auf Meereshöhe sieht es wirklich gänzlich anderes aus als die letzten Tage, überall Bäume, alles ist Grün und auf dem letzten Stück bis Tana bru folge ich dem mächtigen Verlauf des Tana-Fluss. In Tana bru entscheide ich mich doch noch über den Berg zum Varangerfjorden zu fahren, womit ich nach ein paar Tagen wieder auf der E 6 lande, die mich schließlich noch vollends bis zur russischen Grenze begleiten soll.
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15.06.2001 | Tag 047 | Vesterelv - Elvenes
[128,26 km | 1161 hm | 14,5 km/h | 8:49:38 | 7°-9° | 184 hm | 5355 km]
Bei stark bewölktem Himmel mit Nebel bleibt das landschaftliche Erlebnis heute leider aus, aber dafür kann man auf der E 6 zufahren, von wilden LKWs vor denen mich mein Großvater gewarnt hat keine Spur und so bremst mich nur der starke Ostwind am Varangerfjorden etwas. Auftrieb verschafft mir auch ein Schild kurz vor Kirkenes, das ich entdecke als ich mich umdrehe - bis Narvik sind es von hier aus sage und schreibe 1054 km!
Kurz vor acht komme ich schließlich doch noch zur russischen Grenze. Schon irgendwie irre dazustehen und zu registrieren dass da drüben Russland anfängt, viel Spektakuläres gibt es an der Grenze aber inzwischen natürlich nicht mehr zu sehen.
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16.06.2001 | Tag 048 | Elvenes - Kvalnes
[52,10 km | 389 hm | 15,6 km/h | 3:19:35 | 6°-21° | 136 hm | 5407 km]
Die 'Innenstadt' von Kirkenes hinterlässt einen etwas eigenartigen Eindruck bei mir. Es gibt ein paar Geschäfte, eine kleine Fußgängerzone und eine riesige Shopping-Mall möchte ich schon fast sagen. Da ist auch der Coop drin und an der Kasse erschrecke ich doch etwas als ich merke dass ich mir gerade Lebensmittel für mehr als 40 € in den Einkaufswagen gepackt habe...
Zum Einpacken gibt es dafür einen super Platz im Vorraum zwischen zwei Schiebetüren mit Holzbänken. Da macht das Einpacken natürlich Spaß, besonders wenn es draußen gerade anfängt zu tröpfeln und nicht sonderlich einladend aussieht.
Außer den rostigen Schiffen im Hafen finde ich nichts interessantes zum Anschauen so dass ich mich bald auf den Weg zur Hurtigrute mache. Sie bringt mich schließlich am Nachmittag bei heftigem Seegang über den Varangerfjorden nach Vardø, wo ich mein Rad leider über eine kleine sehr steile Treppe auf dem Schiff nach oben tragen muss um an Land gehen zu können.
Bei Regen und Wind verspüre ich keine große Lust Vardø zu erkunden und suche mir den Weg zum Tunnel auf's Festland. Der ist angeblich der erste Unterwassertunnel in Norwegen und führt mich 88 Meter unter dem Sund hindurch.
Landschaftlich gefällt es mir hier auf Varanger gleich viel besser, alles ist wieder karg, es gibt kaum Siedlungen und man fährt fast immer am Wasser entlang. So finde ich auch einen tollen Zeltplatz auf weichem Flechtenboden zwischen Straße und Wasser. Autos gibt es hier übrigens so gut wie keine, viele gesehen hab ich noch nicht.
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17.06.2001 | Tag 049 | Kvalnes - Kaava
[186,58 km | 677 hm | 20,5 km/h | 9:04:55 | 7°-10° | 154 hm | 5593 km]
Nach sieben Wochen Tourenradfahren komme ich heute mal wieder in den Genuss des Rennradfahrens auch wenn ich dazu mein Rad gar nicht tauschen muss. Von Anfang an steht mir der Wind heute im Rücken so dass ich wunderbar voran komme und nach kurzer Zeit Vadsø erreiche.
Zum Glück entscheide ich mich gegen eine Pause, denn so kommt es dass ich direkt hinter dem Ortsausgang Kjell kennen lerne, der sich gerade mit dem Rennrad auf zu einer Trainingsfahrt macht. Wir kommen in's Gespräch, er hat sechs Jahre in Hannover studiert und trainiert gerade für das Langstreckenrennen Trondheim-Oslo nächstes Wochenende.
Kjell fährt für seine Verhältnisse langsamer, ich für meine schneller und so verbringen wir die 65 km bis Tana bru zusammen auf der Straße. Bei solchen Geschwindigkeiten kommen richtige Rennrad-Gefühle in mir hoch und nebenher unterhalten wir uns über Norwegen, das Radfahren und alles mögliche.
Die Mittagspause verbringen wir kurz vor Tana bru zusammen auf einem schönen Parkplatz, bevor sich unsere Wege danach trennen. Ich bin noch so in Fahrt vom Vormittag, dass ich das Tal am Tana-Fluss entlang förmlich hochfliege, wobei der Höhenunterschied anfangs nur sehr gering ist.
Die längste Tagesstrecke in Norwegen ist unter anderem auch durch den Rückenwind möglich, der mich den ganzen Tag über begleitet und antreibt. Das Zelt stelle ich am Abend mit Blick auf die finnische Grenze auf und habe auch hier keinerlei Probleme mit Mücken.
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