Tagebuch - Woche 10   Norwegen2001   
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Woche 10 (02.07. - 08.07.) | Ramberg - Torghatten
   

top 02.07.2001 | Tag 064 | Ramberg - Hamnøy

[65,25 km | 513 hm | 14,2 km/h | 4:35:39 | 11°-21° | 47 hm | 7321 km]

So langsam finde ich mich mit dem Wetter ab und versuche das beste daraus zu machen. Heißt in dem Fall, dass ich nach gerade mal zweieinhalb Kilometer am Morgen direkt wieder in der Bücherei am Computer lande. Draußen ist mit den Wolken einfach nicht viel anzufangen und so bin ich viel glücklicher als ich den Belgiern maile und sie mir direkt eine Antwort schicken. Sie sind inzwischen wieder auf dem Festland, aber es wird wohl noch klappen dass wir uns auf der Rv.17 treffen.

Gegen zwölf Uhr fahre ich dann doch mal weiter, schaue mir das Fischerdorf Sund an und treffe dabei einen Norweger auf dem Rad, dem ich gestern schon zweimal begegnet bin. Ihm gefällt bei dem regnerischen Wetter ganz besonders der Lichtwechsel den Tag über, gut, das stimmt schon, aber so ein bisschen Postkartenfeeling fände ich ja auch nicht so abwegig.

Als ich in Hamnøy um die Ecke komme bin ich aber doch sehr zufrieden, weil die Fischerdörfer einfach klasse aussehen. Wie im Prospekt eben und als ich auch noch einen Fischladen an der Straße sehe, gibt es erst mal zwei Fiskeburger die ich direkt am Wasser verspeise.

Am Nachmittag fahre ich dann auch noch das letzte Stück bis Å, wo es aber leider schon wieder regnet und der Blick vom Aussichtspunkt nach Süden nicht sonderlich weit geht.

Den Abend vertreibe ich mir erst beim Einkaufen und später in der Bücherei in Reine. Soviel Internet wie heute hatte ich wirklich schon lange nicht mehr.

Hamnøy

Reine
   

top 03.07.2001 | Tag 065 | Hamnøy - Stoksjord

[69,99 km | 535 hm | 14,7 km/h | 4:45:36 | 10°-22° | 74 hm | 7390 km]

Wieder ein Abschied der mir nicht leicht fällt. Eigentlich habe ich mich für die Lofoten auf schöne Farben und faszinierende Berge gefreut, gesehen habe ich davon leider nichts, aber immerhin ist die Atmosphäre der Fischerdörfer ja auch ganz schön und sonst habe ich eben noch viel Zeit in Büchereien verbracht.

So auch heute Morgen wo ich noch mal nach Reine runterfahre und eine Stunde in der Bücherei bin. Der letzte Abstecher nach Å ist bei Regen aber nicht besser als gestern und so geselle ich mich dann zu den anderen Wartenden in Moskenes an den Fähranleger.

Die Abfahrt der Fähre ist etwas chaotisch, zwei Stunden zu spät und gefüllt bis obenhin, aber wenigstens komme ich heute noch auf's Festland. Das ganze allerdings bei heftigstem Seegang und man sieht viele Leute denen es nicht wirklich gut bekommt.

Bis wir Bodø erreichen ist es zwar schon sieben Uhr, aber es klappt doch noch dass ich ein Päckchen von meinen Eltern bei der Autovermietung abholen kann, im Supermarkt einkaufe und mir ein neues Tagebuch (bereits das dritte) besorge. Und so mache ich mich schließlich doch noch auf zum Saltstraumen wo ich um Viertel nach zehn fast pünktlich zur stärksten Strömung eintreffe.

Die Strudel des Gezeitenstromes sehen wirklich fantastisch aus, aber ich hätte lieber ein Zeltplatz und kann in unmittelbarer Nähe keinen finden, so dass ich beschließe noch ein Stück weiterzufahren. Wie gut, so sehe ich nämlich um halb zwölf endlich zwei Elche vor mir die Straße überqueren! Am Ende dieses langen Tages schlafe ich dann aber erst gegen zwei Uhr ein.

Kvalvik

Å
   

top 04.07.2001 | Tag 066 | Stoksjord - Braset

[121,22 km | 1230 hm | 16,2 km/h | 7:26:30 | 10°-20° | 219 hm | 7511 km]

Die Rv.17 hat mich wieder und trotz der letzten kurzen Nacht bin ich heute Vormittag richtig fit und fahre anfangs mit viel Tempo nach Süden. Den Platz der Mittagspause kenne ich schon vom Hinweg, wobei ich heute bei tiefen Wolken in dieser Gegend an der Rv.17 nichts neues entdecke.

In Ørnes geht's in Supermarkt, ich hinterlasse Benoît eine Nachricht meiner Pläne für die nächsten zwei Tage auf der Mailbox und setze mich in die Fähre nach Vassdalsvik. Aussteigen muss ich leider im Regen, aber ich fahre trotzdem noch bis Braset und stelle mein Zelt mit Blick auf den Engabreen direkt hinter dem Geländer eines Parkplatzes auf.

Dalen
   

top 05.07.2001 | Tag 067 | Braset - Haugland

[56,67 km | 574 hm | 14,0 km/h | 4:01:57 | 9°-18° | 115 hm | 7567 km]

Am Morgen ist gleich klar dass ich den Bootsausflug zum Gletscher bei Nebel und Nieselregen wohl besser vergessen kann und so ärgere ich mich schon ein wenig dass ich vor ein paar Wochen hier schon mal bei herrlichem Sonnenwetter stand und mir den Ausflug für den Rückweg aufgehoben habe.

Beim Zusammenpacken parkt ein italienisches Wohnmobil auf dem Parkplatz, die Familie schaut mir interessiert zu wie ich meine Sachen auf mein Rad packe und lädt mich zum Café ein. Die Einladung hätte ich gerne angenommen, aber eigentlich habe ich mir schon vorgenommen die nächste Fähre in Forøy zu erreichen und so mache ich mich auf den Weg zum Fährhafen.

Doch soweit komme ich erst gar nicht. In Halsa begegne ich plötzlich Gaëtane und Benoît auf der Straße! Was für ein Wiedersehen! Sie wollten mir nach meiner Nachricht von gestern entgegen fahren aber dass wir uns so einfach wieder treffen ist natürlich klasse. Einen schöneren Augenblick könnte es bei dem Regen gar nicht geben!

In Jektvik sind wir schließlich etwas zu spät um die nächste Fähre zu erreichen, so dass wir uns die Zeit mit dem Fangen unseres Abendessens vertreiben. Ich habe noch nie gefischt, aber Benoît gibt mir hervorragenden Unterricht und nach einigen Versuchen habe ich sogar einen großen Fisch an der Angel - nur befreit er sich leider wieder, bevor ich ihn aus dem Wasser habe...

Am Nachmittag überqueren wir gemeinsam mit der Fähre den Polarkreis und ich darf mit dem Nokia Communicator der Belgier eine Nachricht für ihre Homepage schreiben! Freut mich sehr und sie wollen den Text direkt so auf ihre Seite als Tagesbericht setzen.

Nach der Fähre fahren wir die kommenden Kilometer leider ersteinmal wieder im Regen, aber dafür erfahren wir erfreulicherweise von einem Campingplatz in Haugland wo wir schließlich unser Zelt aufschlagen.

Den Abend verbringen wir in der Campingplatz-Küche und braten den gefangenen Fisch vom Mittag. Das ist wirklich ein richtig leckeres Abendessen wie ich es von den letzten Wochen nicht gerade gewohnt bin, außerdem gibt es noch Nudeln mit Tomatensoße und als Nachtisch wie immer Kekse.

Mit den Belgiern zusammen zu sitzen macht richtig viel Spaß, wir schauen meine Route durch Nord-Ost-Norwegen an und dazu gleich die Bilder auf meiner Camera die ich seit Alta gemacht habe. Nach dem ersten Monat ihrer Reise unterhalten wir uns natürlich auch viel über Norwegen, die Supermärkte und das Radfahren.

Jektvik

Jektvik

Jektvik
   

top 06.07.2001 | Tag 068 | Haugland - Mo i Rana

[81,63 km | 825 hm | 14,6 km/h | 5:33:21 | 12°-27° | 210 hm | 7648 km]

Es erscheint etwas verrückt, aber heute erleben wir den gleichen Wetterwechsel, den ich schon bei der Überquerung in nördlicher Richtung am Polarkreis hatte. Beim Aufstehen scheint die Sonne vom knalle blauen Himmel und nach 10 Tagen recht schlechtem Wetter mit viel Regen kommt mir das ganze erst etwas unwirklich vor.

Wir brechen alle in kurzen Hosen auf und bei dem krassen Wechsel zu den letzten Tagen kommt es mir ein bisschen wie ein Neuanfang und einem Gewinn an neuer Motivation vor.

So radeln wir fröhlich auf der Rv.17, unterhalten uns, betrachten die Landschaft und begegnen heute sogar kurz hintereinander zwei Deutschen auf dem Rad, wovon der eine in Villingen in die Schule gegangen ist!

Nachdem der gebratene Fisch gestern Abend so lecker war versuchen wir heute bei der Mittagspause in Utskarpen erneut unser Glück, aber ganz so einfach ist es wohl doch nicht weil wir schon ein Stück vom offenen Meer weg sind. Auch der Versuch mit einem kleinen Boot bringt keinen Erfolg, so dass wir heute Abend wohl leider ohne Fisch auskommen müssen.

Weil ich soviel Spaß daran habe die Zeit mit den beiden Belgiern zu verbringen, begleite ich sie am Abend noch bis Mo i Rana, wo wir auf einer abgelegenen Wollgras-Wiese unser Zelt aufschlagen. Am Fjord hatten wir leider keinen Platz gefunden und bis zum See war es zu weit, aber auch so haben wir einen schönen Abend zusammen und kochen gemeinsam. Mit der Sonne bekomme ich dann sogar noch meine Wäsche trocken, die ich schon eine Woche nass herumfahre.

Flostrand

Utskarpen
   

top 07.07.2001 | Tag 069 | Mo i Rana - Helgelandsbrua

[105,78 km | 1131 hm | 15,7 km/h | 6:44:15 | 11°-23° | 350 hm | 7753 km]

Bevor ich wieder zurück an die Küste fahre verbringen wir zusammen noch ein paar Stunden in Mo i Rana, gehen zusammen einkaufen und empfehlen uns gegenseitig alle möglichen Produkte die wir schon ausprobiert haben. Eine richtig lustige Sache. Später geht es noch in's Internet-Café, sie checken ihre Homepage und wir schauen die Bilder vom Nordkapp von meiner CD an.

Außerdem versuchen sie noch ihren defekten Gas-Kocher zu reklamieren den sie erst vor einem Monat in Tromsø gekauft haben. Scheint aber keine so einfache Aufgabe zu sein, weil es nicht wirklich viele Sportgeschäfte gibt und die Aktion in dem einen Laden richtig viel Geld kosten würde.

In dieser Hinsicht bin ich schon sehr froh dass ich mit meinen Sachen bisher keine Probleme hatte, wenn man mal davon absieht dass ich an einem Abend kein Gas mehr zum Kochen hatte...

Mo i Rana selbst finde ich keine besonders schöne Stadt, es gibt zwar eine Fußgängerzone aber mit zwei Shopping-Malls und einer riesigen Fabrik in der Stadt erreicht man dann doch keine richtig gemütliche Atmosphäre. Dafür bekomme ich in der Touri-Info endlich das Handbuch 'Tunnelguide for syklister', wegen dem ich schon oft erfolglos gefragt hatte.

Nach einem letzten Vesper verabschieden wir uns wieder nach zweieinhalb Tagen gemeinsamen Radelns, die mir unheimlich viel Freude bereitet haben. Gaëtane und Benoît gehören ganz klar zu meinem Urlaub und bei ihrer Seite im Internet werde ich in Zukunft so oft wie möglich vorbeischauen.

Mo i Rana

Mo i Rana
   

top 08.07.2001 | Tag 070 | Helgelandsbrua - Torghatten

[93,89 km | 436 hm | 17,4 km/h | 5:23:41 | 15°-24° | 81 hm | 7846 km]

Nach dem Abschied von den Belgiern gestern Nachmittag bin ich doch noch ein richtig langes Stück gefahren und habe mein Zelt nicht bereits oben auf dem Sjonfjellet aufgeschlagen. Weil ich so in Stimmung war, habe ich die Fähre von Nesna aus genommen und bin am Ende sogar noch bis zur Helgelandsbrua gefahren. Da habe ich das Zelt zwar erst um zehn Uhr abends aufgebaut, aber was macht das schon bei der nicht endenden Helligkeit.

So gibt es dann auch zum Frühstück einen fantastischen Blick auf die Bergkette der sieben Schwestern, die sich direkt vor meinem Zelt über dem Fjord zeigen. Den Tag beginne ich sehr gemütlich da Sonntag ist und somit die nächste erreichbare Fähre in Tjøtta erst am Nachmittag fährt.

Kurz nach meinem Aufbruch begegne ich sogar dem Kollegen von Urs, mit dem er ursprünglich in der Schweiz gestartet war, sie hatten sich aber bereits noch in Deutschland getrennt. Von ihm erfahre ich auch dass Urs bereits in Alta ist und so wird er es wohl ganz sicher noch bis zum Nordkapp schaffen.

Bis zur Fähre in Tjøtta lasse ich mir wirklich viel Zeit, bummle durch die Fußgängerzone in Sandnessjøen wo am Sonntag kein Mensch unterwegs ist und treffe ein paar Kilometer weiter Andreas, einen Lehrer aus Deutschland. Auch er ist auf dem Weg zum Nordkapp und so unterhalten wir uns eine ganze Weile.

Die letzten Kilometer bis zur Fähre führen schließlich wieder über eine tolle Straße zwischen Inseln hindurch und ich bin schwer erstaunt als ich im Hafen eine Fähre entdecke, laut Fährplan müsste ich eigentlich noch über eine Stunde warten. Ich fahre natürlich gleich darauf und bin zwei Minuten später bereits auf dem Wasser. Ich erfahre dass inzwischen der Sommerplan gilt und dieser aus Versehen im Küstenhandbuch der Rv.17 falsch abgedruckt ist.

Von Anndalsvåg stimmt der Fährplan aber wohl so dass ich schon mal dort eine einstündige Pause einplane. Doch auch hier erlebe ich eine Überraschung. Die Fähre fährt außerplanmäßig von Horn herüber weil dort genügend Autos warten. Auf meiner Seite stehe nur ich und da die Fähre wegen dem Plan gleich zurück muss, bin ich einzigster Fahrgast und habe die ganze Fähre für mich alleine!

Dank dieser zwei frühen Fähren bin ich schon deutlich früher in Horn als gedacht, gehe in Brønnøysund kurz in die Touri-Info und fahre nach Süden zum Torghatten. Die Wanderung zum Loch hinauf hatte ich mir schon vor meiner Reise fest vorgenommen und kann sie noch gut machen nachdem ich so früh dort bin.

Das Loch im Torghatten auf etwa 120 m Höhe ist zu Fuß recht schnell zu erreichen und wirklich ein Erlebnis. Die Warnung vor Steinschlag ist da zwar sicher berechtigt, aber ich wandere trotzdem durch wofür die Norweger sogar extra eine Holztreppe gebaut haben.

Horn

Brønnøysund

Torghatten
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